Mein Austausch "Sevilla-Münster" - Erlebnisbericht von Birthe Lüttenberg
Der Austausch im Jahr 2014 war bisher eines der schönsten Ereignisse im Jahr. Es war eine wunderbare Zeit. Eine Zeit, um Menschen kennenzulernen, welche aus verschiedenen Kulturen kommen. Um Kontakte zu knüpfen, die einem das ganze Leben in Erinnerung bleiben werden.
Ich wollte damals an diesem Austausch teilnehmen, um das Land Spanien besser kennenzulernen, da ich mit meiner Familie nicht allzu oft weit wegfahre. Und da ich noch nie in Spanien war, dachte ich, dass es die Gelegenheit wäre. Ich hatte anfangs Sorgen, dass ich mich nicht genügend verständigen könnte. Diese Sorge löste sich aber direkt in Luft auf, als wir ankamen in Spanien, aber dazu später.
Die Verständigung war jedoch eine meiner kleinsten Sorgen. Eine meiner größten war, dass ich mich nicht mit meinem Austauschpartner verstehen würde, doch auch diese Sorge war unnötig, denn die Spanier und wir Deutschen bekamen vor dem Deutschlandaufenthalt der Spanier die Chance, uns per Internet ein wenig kennenzulernen. Die Kontakte wurden ausgetauscht. Cristina, meine Austauschpartnerin, kontaktierte mich sofort auf Facebook. Und wir merkten bald, dass uns sehr viel verbindet: wir teilten Vorlieben, zum Beispiel für das Tanzen. Doch auch bei den anderen Austauschschülern stimmte alles. Niemand konnte es mehr abwarten, bis wir uns endlich alle persönlich kennenlernten. So gab es auch kein Peinlichkeitsgefühl am ersten Tag, denn jeder kannte sich und kam direkt ins Gespräch. Anfangs waren es noch die üblichen Gespräche über das Wetter oder das Befinden der Spanier in Deutschland, doch mit der Zeit wurden die Gespräche persönlicher. Aber auch abgesehen von den persönlichen Gesprächen hatten alle natürlich eine Menge Spaß. Durch die Schule hatten wir in Deutschland einen klaren Terminplan mit gemeinsamen Unternehmungen, wie zum Beispiel die Besichtigung des Kölner Doms oder die Stadtrallye in Münster. Neben den gemeinsamen Unternehmungen hatten alle ja noch die Freizeit, und auch diese wurde von allen ausgenutzt und genossen. Man traf sich auch gern mal mit mehreren des Austauschs, um Erlebnisse auszutauschen oder weitere zu planen.
Die Zeit verging wie im Flug, kaum hatten wir uns versehen, war es an der Zeit, die Spanier zu verabschieden. Ich kenne keinen der deutschen Austauschpartner, dem diese Zeit nicht gefallen hätte oder etwa froh gewesen wäre, dass die gemeinsame Zeit in Deutschland vorüber war.
Von nun an sehnten sich alle nach dem Tag der Reise nach Sevilla.
Während der Wochen, in denen beide Austauschpartner wieder zu Hause waren, wurde per Whatsapp, Instagram und Facebook Kontakt gehalten. Mittlerweile waren viele Freundschaften entstanden.
Am Tag der Hinreise nach Sevilla waren alle aufgeregt, denn nun würden wir alle das Elternhaus der Spanier kennenlernen. Einfach Spanien, die Kultur, die Menschen, das Wetter, die Umgebung, die kleinen Normalitäten Spaniens. Ich kann nur sagen, dass ich mich mit meinen Gasteltern blendend verstand und auch sicher noch länger geblieben wäre. Aber erstmal zur Hinreise. Wir fuhren mit dem Bus nach Düsseldorf, von dort mit dem Flugzeug nach Malaga, und von Malaga aus nach Sevilla mit dem Zug. Nach dieser Reise waren alle sehr erschöpft und müde. Aber alle freuten sich so sehr darauf, die Spanier wiederzusehen, dass die Müdigkeit keinerlei Rolle spielte. Am Bahnhof in Sevilla wurden wir von den Familien abgeholt. Ich wurde also sofort mit einem Grinsen und zwei Küsschen links und rechts begrüßt. Ich wurde herzlichst bei Cristina zu Hause aufgenommen. Während der Zeit in Spanien merkte ich, wie sehr sie mir ans Herz gewachsen war. Sie war schon wie eine Schwester für mich... Trotz der kurzen Zeit war es, als würden wir uns schon eine ganze Weile kennen.
Den ersten Kulturschock hatte ich dann, als wir in die Innenstadt gingen. Es war das komplette Gegenteil von Deutschland, alles war anders. Es waren zum Beispiel die Menschen - es gibt einen großen Unterschied zu den Deutschen, da die Spanier direkt viel offener sind. Außerdem reden sie so unglaublich viel, dass man echt manchmal nicht mitkommt. Was auch anders war, waren die Geschäfte und die Häuser generell. Uns ist auf der Zugfahrt nach Sevilla schon aufgefallen, dass die Häuser am Straßenrand einen viel älteren Eindruck machen als die in Deutschland. Neben den Häusern haben die Menschen in Spanien auch einen ganz anderen Geschmack, was man daran sieht, dass sie ganz andere Kleidung tragen und eine Vorliebe für die Farbe Orange haben. In der Innenstadt war es erst ziemlich seltsam, da nichts so war wie in der Heimat… Aber ich fand es interessant. Mit dem sehr warmen Wetter hatten wir gerechnet, da die Spanier uns vorher schon tausend Mal gesagt hatten, dass wir eine Menge "Crema" - Sonnencreme mitnehmen sollten.
Dieses Wetter ließ sich aber für die Wochenenden prima ausnutzen. In diesen sechs Tagen habe ich eine Zeit erlebt, die ich nicht beschreiben kann, es war einfach traumhaft. Wir waren am Wochenende am Strand, Shoppen, in der Stadt, bei Freunden und anschließend jeden Abend bis ca. 1:00 Uhr draußen. Wir lernten noch mehr Leute in der Schule und auf den Partys kennen, Leute mit denen wir uns auf Anhieb super verstanden. So toll diese Zeit auch war, desto trauriger war auch der Abschied, als wir uns wieder auf den Weg in das kalte Deutschland machen sollten. Es wurden eine Menge Tränen verschüttet, und dies war auch kein Wunder. Ich bin mir sicher, viele dieser Freundschaften sind für immer.
Ich bin so dankbar, dass ich diese Erfahrungen machen, diese Zeit genießen, und von diesem Austausch lernen durfte. Ich empfehle es jedem, einen solchen mitzumachen, wenn man die Chance dazu hat. Es lohnt sich!
Birthe Lüttenberg ist nach dieser Austauscherfahrung im Herbst 2014 noch einmal für vier Wochen nach Sevilla gefahren, wo sie mit ihrer spanischen Gastschwester Cristina den Unterricht am Colegio Portaceli, unserer Partnerschule, besuchte.